PSYCHISCHE KRANKMACHER KOSTEN MILLIARDEN!“

 PRÄVENTION STATT FRÜHPENSION

 

„Wir sollten den Anstieg der Krankenstandstage aufgrund psychischer Erkrankungen endlich zum Anlass nehmen, um professionelle Gesundheitsvorsorge als staatspolitische Aufgabe festzuschreiben und zu positionieren.“

Im Rahmen eines hochkarätig besetzten Symposions, wurde heute an der Universität Graz eine Präventionsoffensive gestartet, damit der Volkskrankheit „Burnout“ durch verstärkte Aufklärung in den Betrieben und Dienststellen entgegen gewirkt werden kann.

 Unter dem Motto „Burn ist Out – Prävention statt Frühpension“ forderte AK-Vizepräsident Franz Gosch im Rahmen eines gemeinsamen Projektes der FCG-Steiermark, der Privatklinik St. Radegund, der „Initiative Lebenswerte Arbeitswelt“ und weiteren Partnern, zu diesem gesellschaftspolitisch brennendem Thema einmal mehr die Bereitstellung von finanziellen Mittel für die arbeits- und organisationspsychologische Forschung zur Eindämmung arbeitsbedingter psychischer Belastungen in angemessener Höhe.

 „So lange viele Menschen über zunehmenden Stress und vermehrte Arbeitsverdichtung klagen, ist es ein Gebot der Stunde, die Gesundheitsvorsorge auf allen Ebenen im Lande zu professionalisieren.“

Gerade im Bereich der Prävention sieht der Christgewerkschafter noch enormen Handlungsbedarf. „Alle Zahlen der Pensionsstatistik beunruhigen diesbezüglich zunehmend“, so Gosch. Mit den Veränderungen in der Arbeitswelt hätten sich auch die krank­machen­den Faktoren in der Arbeit verändert. Mittlerweile sei anerkannt, dass psy­chische Erkrankungen als Folge von Arbeitsbelastungen auf dem Vormarsch seien.

Internationale Studien zeigen auf auf, dass in Europa zwischen 50 und 60 Prozent der krankheitsbedingten Arbeitsausfälle in der einen oder anderen Form auf Stress in der Arbeit zurückzuführen sind. Die dadurch bedingte Verringerung der Arbeitsleistung führe zu negativen ge­samt­wirt­schaft­lich­en Kosten zwischen 1,5 und 4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP).

Um die psychischen Krankmacher in der Arbeit zu erfassen und erstmals deren Kosten für die Gesamtwirtschaft festzumachen, habe, so der steirische FCG-Obmann, die Arbeiterkammer eine Studie beim Wirtschaftsforschungsinstitut und der Donauuniversität Krems in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse beachtliche Erk

So würden Beschäftigte ohne arbeitsbedingte Belastungen nur 0,8 Tage krankheits-bedingter Arbeitsausfälle aufweisen, 3,3 Ausfallstage bei arbeits­bedingten psychische Belastungen, knapp 6 Ausfallstage beim Zu­sammen­treffen psychischer und physischer Belastungen. Ferner würden 32 Prozent aller Neuzugänge in die Berufsunfähigkeits- und In­va­li­di­täts­pensionen aus psychischen Gründen erfolgen. Gosch warnt: „Krankenstände aufgrund arbeitsbedingter psychischer Be­last­ung­en dauern länger und die

gesamtwirtschaftlichen Kosten belaufen sich auf rund 3, 3 Milliarden Euro jährlich.“

Jeder investierte Euro hingegen würde drei- bis vierfach zurückkommen, wenn etwa ArbeitspsychologInnen im ArbeitnehmerInnen – Schutzgesetz als gleichberechtigte Präventivfachkräfte gesetzlich verankert sowie endlich wirksame Maßnahmen gegen krankmachende Belastungen wie die Eindämmung von unfreiwilligen oder übermäßigen Überstunden gesetzt würden, so Gosch.

Von den rund 20.000 Betroffenen, die wegen Berufsunfähigkeit oder Invalidität in Rehageldbezug stehen, sind 69,7% das sind mehr als 14.000 Betroffene psychisch erkrankt, alarmiert Gosch. Zusammen mit jenen Personen welche schon eine Frühpension wegen psychiatrischen Erkrankungen attestiert wurden beträgt der Verlust für Wirtschaft und Gesellschaft vorsichtig geschätzt bereits eine Milliarde Euro im Jahr.

 

Frühzeitig gegensteuern – Prävention statt Frühpension:

Wir leben in einer Zeit, wo wir später in Pension gehen und der Stressfaktor in der Arbeitswelt ständig höher wird. Deshalb braucht der Mensch auch dringend Zeiten, wo er seine Batterien aufladen kann. Genau darum ist es unerlässlich, dass vor allem jene die bereits an Burnout erkrankt sind, speziell die Behandlung bekommen die sie dringend nötig haben, sagt Christgewerkschafter Franz Gosch. Ein Reha- Aufenthalt ist ein wesentlicher Faktor der Prävention um Gesundheit und Arbeitskraft wieder her zu stellen. Angesichts der alarmierenden Zahlen bei den Berufsunfähigkeitspensionen sollte frühzeitig begonnen werden, die betroffenen mi einem Reha-Aufenthalt rasch wieder aus ihrer Erkrankung zurück zu holen.

Die Sozialversicherung der Gewerblichen Wirtschaft SVA zeigt hier in einem Pilotprojekt erfolgreich auf, dass ein frühzeitiges Gegensteuern mit einem bis zu 3-wöchiger Aufenthalt in einem Burnout-Kompetenzzentrum in jeder Hinsicht ein Erfolg für die Betroffenen bringt. Im Fall der SVA wird auch der Kosteneinsatz dafür von Sozialversicherungssystems bezahlt. Hier gibt es bereits Erfahrungswerte und somit ein Modell auch für andere Sozialversicherungsträger, welches sich auch Volkswirtschaftlich rechnet, so AK Vizepräsident Franz Gosch abschließend.

ZAHLEN – DATEN – FAKTEN

 

Psychische Erkrankungen entwickeln sich zu einer immer größer werdenden Herausforderung für die Gesellschaft. Die jährlich steigende Anzahl an Krankschreibungen aufgrund von psychischen Erkrankungen stellt eine volkswirtschaftliche Herausforderung für alle Beteiligten dar.

Während im Jahr 2000 auf 1000 Erwerbstätige 17,2 Krankenstände durch psychische Störungen und Verhaltensstörungen kamen, entwickelte sich über eineinhalb Jahrzehnte die Zahlen kontinuierlich nach oben, auf 32,2 Krankenstandsfälle je 1000 Erwerbstätige im Jahr 2017.

Erschwerend kommt hinzu, dass mit einer Ø Krankenstandsdauer von 38,9 Tagen psychische Erkrankungen weit über dem Schnitt anderer Krankheitsgruppen liegen.

 

Obwohl sich die Zahl der Krankenstandsfälle wegen psychischer Störungen und Verhaltensstörungen in den letzten eineinhalb Jahrzehnten nahezu verdoppelt haben, sind die Behandlungsmöglichkeiten im stationären Akutbereich für Psychiatrie nahezu gleichgeblieben.

Eine rasche und richtige Behandlung ist nicht nur für die rasche Gesundung des Einzelnen wichtig, sondern umso mehr um die Krankenstandsdauer und damit die Kosten für den Arbeitgeber und die Krankenkasse möglichst gering zu halten. Des Weiteren wird so auch einer Chronifizierung der Erkrankung entgegengewirkt, welche für alle nur nachteilig ist.