Wie entwickelt sich ein Burnout-Syndrom?

Ein Burnout-Syndrom entwickelt sich meist über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Auch in fortgeschrittenen Stadien ist die Selbsterkenntnis oft schwierig, schmerzhaft und wird gerne verleugnet. Besonders schwierig ist es, die Symptome der ersten Phase zu erkennen, da die Übergänge vor allem bei engagierter Arbeit zu Überlastungen und Überforderungen fließend sind. Stellvertretend für die verschiedenen Phasenmodelle können vier Stadien zusammengefasst werden. Die Phasen des Ausbrennens:

  • Idealistische Begeisterung (Einsatz mit großer Freude)
  • Reduziertes Engagement (Grenzen erfahren)
  • Frustration (Machtlosigkeit)
  • Depression und Verzweiflung (Erschöpfung)

Begeisterung Idealistische Begeisterung

Die verfügbaren Kraftreserven reichen zur Bewältigung der Arbeit. Die Arbeit macht Spaß und stärkt das Selbstwertgefühl.

Der Wunsch, beruflich perfekt zu sein, steht im Mittelpunkt der Lebensgestaltung. Beruflicher Erfolg ist die Belohnung, der Anreiz für die Arbeit. Private Interessen, Hobbies und Beziehungen werden vernachlässigt. Doch nach manchmal jahrelangen Höchstleistungen zeigen sich erste Erschöpfungsmerkmale, die man durch noch größere Anstrengungen „auszugleichen“ versucht. Dennoch machen sich Gefühle der Unzufriedenheit in immer kürzer werdenden Zeitabständen bemerkbar und verdichten sich.

Grenzen_100px Reduziertes Engagement

Arbeitseifer und Engagement nehmen ab, es verändert sich hier die Einstellung zur Arbeit.

Gefühle des Überdrusses werden stärker. Auch die Einstellung zu Kunden und Klienten wie auch zu Kollegen verändert sich schleichend: Sie werden als fordernd und anspruchsvoll erlebt. Aus Sympathie und Anteilnahme werden Distanz und wachsende Abneigung. Der Verdienst wird zunehmend wichtiger und scheint in keinem Verhältnis zu der geleisteten Arbeit zu stehen. Gleichzeitig gewinnt das Gefühl die Oberhand, die Dinge nicht mehr richtig im Griff zu haben. Gefühle der Unzufriedenheit wechseln mit depressiven Verstimmungen und wachsenden Selbstzweifeln. Generell verringert sich die psychische und soziale Belastbarkeit. Eigene Wünsche und soziale Beziehungen werden noch stärker vernachlässigt, dafür wird zunehmend öfter zu Genuss- und Beruhigungsmitteln gegriffen.

Frustration_100px Frustration

Die Belastungen übersteigen die verfügbaren Kraftreserven, die Arbeitskraft wird auf das Notwendigste reduziert, die Arbeitsqualität lässt nach. Fehler treten auf, Lust- und Interesselosigkeit, auch bei Tätigkeiten, die bisher Freude gemacht haben.

Der Zynismus wird zunehmend negativ gefärbt, es entsteht ein starkes Gefühl der emotionalen und sozialen Leere. Die Betroffenen fühlen sich ausgehöhlt, ausgezehrt und nutzlos und dem Arbeitsalltag kaum noch gewachsen. Ein Gefühl des Scheiterns und der Gleichgültigkeit gegenüber Arbeit und anderen Menschen  wird zur dominierenden Stimmungslage (= Depersonalisation). Dinge, die bisher ärgerten, kränkten oder freuten können nicht mehr bewegen. Urlaub oder Kuraufenthalte bringen keine oder nur kurzzeitige Erholung. Psychosomatische Reaktionen (Verspannungen, Magenprobleme, chronische Müdigkeit mit Schlafstörungen etc.) verschlimmern das psychische Befinden und führen immer tiefer in einen Zustand der Verzweiflung.

Erschoepfung_100px Depression und Verzweiflung

Die Belastungen übersteigen bei weitem die verfügbaren Kraftreserven. Das Leben erscheint sinnlos und leer. Es gibt kaum Zeiten, in denen sich die Betroffenen nicht frustriert, schwach, einsam und hilflos fühlen. Selbstmordgedanken tauchen auf, Süchte, chronische körperliche Beschwerden oder akute, schwere Erkrankungen führen zum beruflichen Ausschluss, Arbeitslosigkeit oder Frühpension. Die Betroffenen haben eine negative Einstellung zu sich selbst, zu anderen und zum Leben überhaupt.

Depression_100px

Diese Situation
ist lebensbedrohend!

 

Eine professionelle medizinische und therapeutische Hilfe ist für den betroffenen Menschen dringend geboten.

 

Verwendete Literatur und Webseiten:

Cherniss, Cary (1999). Jenseits von Burnout und Praxisschock. Hilfen für Menschen in lehrende, helfenden und beratenden Berufen. Weinheim, Basel, Beltz Taschenbuchverlag.

Edelwich, Jerry & Brodsky, Archie (1984). Ausgebrannt. Das Burnout Syndrom in den Sozialberufen. Salzburg, AVM Verlag.

Jimenez, Paul (2010). Das Phänomen Burnout. Fakten und Mythen – Wie Arbeitspsychologen Betriebe unterstützen leistungsfähig zu sein.

Sozialnetz Hessen e.V. http://mobbing-und-burnout.sozialnetz.de/